Friedemann Schmidt, Präsident vom Bundesverband für Freie Berufe
© Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

„Jede unbesetzte Stelle auf dem Ausbildungsmarkt ist eine verpasste Chance,“ unterstrich Dr. Jens Brandenburg, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. BFB-Präsident Friedemann Schmidt bekräftigte dies: „in Zeiten von Transformation wirken sich die Folgen des Fachkräftemangels umso gravierender aus: Fehlen mehr und mehr Fachkräfte, dann mangelt es bei den Leistungen der Freien Berufe nicht nur an einem vielleicht verzichtbaren Produkt im Regal, sondern an einer gesellschaftlich unverzichtbaren Dienstleistung.“

Die Fachkräftesicherung in den Unternehmen der Freien Berufe und die erstklassigen Perspektiven der jungen Menschen in diesem Berufsbereich – dies stand im Zentrum der Diskussion zum „Sommer der Berufsausbildung“ am 6. September 2023 in Berlin. Vertreterinnen und Vertreter der BFB-Mitgliedsorganisationen und der befreundeten Verbände sowie weitere Beteiligte an der dualen Ausbildung kamen zu der Fachveranstaltung „Duale Ausbildung für alle – im Bereich der Freien Berufe. Möglichkeiten und Perspektiven“ im Haus der Verbände in Berlin zusammen.

Gemeinsam die Exzellenzinitiative für die Berufliche Bildung umsetzen

In seiner Begrüßung berichtete BFB-Präsident Friedemann Schmidt über die Ausbildungssituation bei den Freien Berufen: zum Stichtag 30. Juni 2023 sei ein Rückgang von fünf Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnet worden, der den schon bestehenden Fachkräftemangel noch vergrößern könne. Deshalb müssten die Freien Berufe alle Register ziehen und dürfen keinen Ausbildungsplatz verloren geben.

In seinem Beitrag „Mutig denken! Gemeinsam die Exzellenzinitiative für die Berufliche Bildung umsetzen“ unterstrich Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär (PSt) bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, dass in Deutschland alle Kräfte benötigt würden, sowohl beruflich wie akademisch Ausgebildete. Exzellenz gebe es gerade auch in der beruflichen Bildung nicht nur in der Hochschulbildung. Die „Exzellenzinitiative Berufliche Bildung“ setze an vielen Stellen an – wie beim Ausbau der beiden Stipendienprogramme der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB), der Öffnung der Begabtenförderungswerke für Auszubildende und einem Berufsorientierungsprogramm, das für Gymnasien geöffnet werde. Auch die Künstliche Intelligenz solle frühzeitig in die Aus- und Fortbildungsordnungen aufgenommen werden, damit die Berufsbilder für junge Menschen attraktiv gestaltet würden.

Aus der Praxis berichtete Renée Allmrodt von ihren Erfahrungen in der Ausbildung zur Steuerfachangestellten, unter anderem von vielen guten Seiten der dualen Ausbildung, nannte aber auch als verbesserungswürdig den Digitalisierungsgrad der Berufsschulen sowie die teilweise langen Fahrten zur Berufsschule. Teilweise fehlten Fördermöglichkeiten in der dualen Berufsausbildung oder seien – wie zum Beispiel die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) – nicht genügend bekannt.

Friedemann Schmidt, Präsident vom Bundesverband für Freie Berufe
© Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung
© Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

In der von BFB-Hauptgeschäftsführer Peter Klotzki moderierten Podiumsdiskussion „Mutig denken! Was ist bei der dualen Ausbildung im Bereich der Freien Berufe möglich?“ nannten die Podiumsmitglieder viele Aspekte, die angegangen werden sollen, damit die duale Ausbildung in den Freien Berufen zukunftsfähig bleibe. Dr. Monika Hackel, Leiterin der Abteilung „Struktur und Ordnung der Berufsbildung“ des BIBB, mahnte an, die Lernortkooperation zwischen Ausbildungsunternehmen und Berufsschule zu stärken, damit Theorie und Praxis noch besser verbunden werden. Zudem engagiere sich das BIBB laufend dafür, Ausbildungsberufe zu flexibilisieren. Auch sollten die Chancen der Teilzeitausbildung noch stärker genutzt werden. Dr. med. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, unterstrich die Bedeutung des größten Ausbildungsberufs der Freien Berufe mit jährlich 17.000 neuen Ausbildungsverträgen bei den „Medizinischen Fachangestellten“, die zur Bewältigung der Coronakrise maßgeblich beigetragen haben.

Alle sollten an einem Strang ziehen

Arne Fischer, Vizepräsident der Steuerberaterkammer Berlin, bestätigte, dass alle Akteurinnen und Akteure im System der dualen Ausbildung gefragt sind und an einem Strang ziehen sollten. Stephanie Wohlert, angehende Steuerfachangestellte, aus Berlin warb um Orientierungshilfen seitens der Kammern bei der Suche nach guten Ausbildungsunternehmen. Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, hob hervor, dass durch konkrete Maßnahmen der Exzellenz-Initiative eine bessere Förderung individueller Chancen gegeben werde, insbesondere durch die gezielte Verbesserung beim Aufstiegs-BAföG, beim Ausbau des Aufstiegs- und Weiterbildungsstipendium und bei der Öffnung der Begabtenförderungswerke für die berufliche Bildung.

Das Schlusswort übernahm BFB-Präsident Friedemann Schmidt und betonte die Bedeutung der dualen Ausbildung als Säule der Fachkräftesicherung für die Freien Berufe und für Deutschland.

In der Expert-Area der Tagung wirkten insbesondere die SBB, die Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen (VerA/SES), die Bundesärztekammer mit der gemeinsamen Kampagne mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die Steuerberaterkammer Berlin, die Apothekerkammer Berlin, die Ärztekammer und Zahnärztekammer Berlin mit.