Gruppendiskussion bei Handwerk for future - im Rahmen des „Sommers der Berufsausbildung“ der Allianz für Aus- und Weiterbildung
© BMBF / Fotograf: Michael Lüder

Das Handwerk ist stetig im Wandel, bietet hochmoderne Ausbildungsmöglichkeiten und ist damit Vorreiter in der Energiewende. Zusätzlich sind viele Handwerksberufe im Alltag allgegenwärtig und unverzichtbar. „Handwerk for Future – #AusbildungSTARTEN“ hieß es auf der Veranstaltung am 21. Juli 2022 auf dem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) der HWK Potsdam in Götz, auf der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (BMBF) und Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), mit Verantwortlichen aus Ausbildungsbetrieben, mit Auszubildenden sowie mit Meisterschülerinnen und -schülern über die Ausbildung im Handwerk sprachen. Die Veranstaltung war Teil des Themenschwerpunkts „Attraktivität“ im Sommer der Berufsausbildung und wurde vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sowie dem Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgerichtet.

Rundgang durch den modernen Campus der HWK Potsdam

„Ohne Handwerk gibt es keine Zukunft. Ohne die duale Ausbildung gibt es keine Zukunft. Denn die Auszubildenden von heute sind die Macher vom morgen.“ betonte Bundesministerin Stark-Watzinger. Was die Macher von morgen schon heute schaffen können, zeigte der Rundgang durch den modernen Bildungs- und Innovationscampus Handwerk mit Kompetenzzentrum für Energiespeicherung und Energiesystemmanagement der HWK Potsdam. Die unter anderem vom BMBF geförderte überbetriebliche Ausbildungsstätte bietet hochmoderne Aus- und Weiterbildung und ist somit ein wichtiger Baustein für das Handwerk und vor allem für den Klimaschutz.

Stellvertretend für die vielfältigen Angebote im Handwerk stellten sich die Kfz-, die Land- und Baumaschinen- sowie die Elektrowerkstätten des Campus vor. Beim Blick in die Kfz-Werkstatt wurde deutlich, dass sich zum Beispiel Berufe im Bereich der Kfz-Mechanik sehr stark verändert haben. Neben den klassischen mechanischen Komponenten spielt auch Elektronikwissen eine immer größere Rolle. Die Mobilitätswende, die vor allem auf E-Autos oder Wasserstoffantrieb setzt, erfordert eine stetige Weiterentwicklung des Berufsbildes, stets angepasst an den aktuellen Stand der Technik. Landmaschinen wie Traktoren können bereits heute autonom fahren und über Computer gesteuert werden. Dafür braucht es Menschen mit Expertise. Ebenso hat sich das Berufsbild in Elektronikberufen im Zeitalter der Digitalisierung beispielsweise durch den Einsatz von Glasfaserkabeln gewandelt.

Video vom Aktionstag „Handwerk for Future”

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Podiumsdiskussion zur Ausbildung im Handwerk

Auf der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger, ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer, Ausbildungsbotschafter Florian Berner (Auszubildender als Mechatroniker für Kältetechnik) und der Geschäftsführer HTB Haustechnik Dierk Lause als Vertreter eines Ausbildungsbetriebs mit dem Publikum über die wichtige Rolle des Handwerks und darüber, was geschehen muss, damit Ausbildung im Handwerk den Stellenwert in der Gesellschaft bekommt, den sie verdient.

„Wir haben formal schon einiges gemacht“, betonte Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger, „Wir haben die Abschlüsse Bachelor Professional und Master Professional geschaffen, um die Gleichwertigkeit zu zeigen. Aber das Wichtigste ist, dass wir es leben. Immer wieder, jeden Tag“. Gut ausgebildete Handwerker werden überall gebraucht und haben vielfältige Berufsmöglichkeiten bis hin zur Selbstständigkeit. Aktuelle Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten wie im Potsdamer Campus bieten die Gelegenheit, sich selbst stetig weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sind sie essenziell für den technischen Fortschritt und die damit verbundene Energiewende. Stark-Watzinger betonte, dass die duale Berufsausbildung in Deutschland immer noch ein Vorzeigemodell sei, an dem andere Länder großes Interesse zeigten.

„Das Handwerk wird für alle Lebensbereiche gebraucht“, so ZDH-Präsident Wollseifer. Neben den Gewerken, die an der Energiewende beteiligt sind, sollten auch die Alltagsgewerke wie im Gesundheitsbereich, in der Lebensmittelherstellung oder im Bausektor nicht in Vergessenheit geraten. Ebenso nicht die Kreativ- und Kulturhandwerke. „Wer die Zukunft mitgestalten will, ist im Handwerk richtig aufgehoben." Es gibt über 130 Ausbildungsberufe im Handwerk, da ist für jede und jeden etwas dabei“.

Gruppenbild u.a. mit Bettina Stark-Watzinger (Bundesbildungsministerin) und Brita Meißner (Vorstandsmitglied HWK Potsdam)
© BMBF / Fotograf: Michael Lüder

Machen sich stark für die Berufsausbildung (v.l.n.r.): Brita Meißner (Vorstandsmitglied HWK Potsdam), Ralph Bührig (Hauptgeschäftsführer HWK Potsdam), Bettina Stark-Watzinger (Bundesbildungsministerin), Hans Peter Wollseifer (ZDH-Präsident) und Holger Schwannecke (ZDH-Generalsekretär)

Attraktivität der Berufsausbildung fördern

Fazit der Diskussion war, dass Berufsorientierung deutlich früher beginnen und in allen Schulformen stattfinden sollte. Es braucht ein Umdenken in der Gesellschaft. Abitur muss nicht zwangsläufig zu einem Studium führen – auch eine Ausbildung bietet tolle Möglichkeiten und Perspektiven für die individuelle berufliche Zukunft. Generell sollten Schule, Handel, Handwerk und Industrie keine getrennten Welten sein, sondern verzahnt werden.

Einige Maßnahmen dafür gibt es bereits. So besuchen beispielsweise Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter wie Florian Berner Schulklassen und berichten von ihrem Ausbildungsberuf und den damit verbundenen Zukunftsmöglichkeiten. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) betreiben Azubimarketing und stellen sich selbst in Schulen vor, um Interesse zu wecken und neue Auszubildende zu gewinnen. Vielfältige Projekte wenden sich schon jetzt an Schulen, Jugendliche und deren Familien, um die duale Berufsausbildung attraktiv zu machen.

Stark-Watzinger betonte die Wichtigkeit des Ausbaus solcher Projekte und Aktionen. Es dürfe kein Zufall sein, dass Jugendliche schon früh mit Berufsorientierung in Berührung kommen. Ebenso regte Ausbildungsbotschafter Berner an, auch verstärkt Eltern anzusprechen, da diese noch immer einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder nehmen würden. Laut einer Studie ist dies bei über 70% aller Jugendlichen noch immer der Fall.

Jugendliche, die über ihre berufliche Zukunft nachdenken, finden im Handwerk eine große Bandbreite an Ausbildungsberufen, die sowohl wichtig für den Alltag als auch für die Zukunft unserer Gesellschaft sind. Eine abgeschlossene Berufsausbildung bietet gute Zukunftschancen und das Potential für berufliche Weiterentwicklung. Mit den entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen kann die eigene Qualifikation denen eines Studiums gleichgestellt werden. Anders als im Studium wird der Beruf aber sofort erlebt. Bei derzeit noch etwa 30.000 freien Ausbildungsplätzen ist die Chance groß, einen interessanten Ausbildungsplatz zu finden.

Diskussion bei Handwerk for future - im Rahmen des „Sommers der Berufsausbildung“ der Allianz für Aus- und Weiterbildung
© BMBF / Fotograf: Michael Lüder

Ausbildungsbotschafter Florian Berner erzählte von seinen Aufgaben als Ausbildungsbotschafter.

Werkstatt vom Bildungs- und Innovationscampus Handwerk der HWK Potsdam
© BMBF / Fotograf: Michael Lüder

Bei einem Rundgang über den Bildungs- und Innovationscampus Handwerk der HWK Potsdam gaben die Auszubildenden und Lehrkräfte einen Einblick in den hochmodernen Aus- und Weiterbildungsalltag.

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